Mutismus
Selektiver Mutismus bedeutet, dass Kinder unter bestimmten Bedingungen nicht sprechen können, in anderen Situationen aber altersgerecht sprechend kommunizieren. Begleitet wird die Störung häufig von sozialer Ängstlichkeit, Regulationsstörungen des Schlafes, der Nahrungs- und Ausscheidungskontrolle.
Schüchterne Kinder suchen aktiv nach Wegen, wie sie in einer für sie fremden Umgebung Vertrauen fassen können, sodass sie sich nach einer Eingewöhnungszeit allmählich öffnen. Im Gegensatz dazu verharren mutistische Kinder in ihrem Schweigeverhalten und entwickeln auch keine Strategien zur Anpassung an die neue Situation. Manche Kinder „erstarren“ auch in ihrem körperlichen Ausdrucksverhalten und in ihrer Mimik in auffälliger Weise, andere vermeiden auch alle Körpergeräusche wie Husten etc.
Rhinophonie (Näseln)
Rhinophonien (Näseln) sind Störungen des Stimmklangs und der Artikulation, die durch eine gestörte Nasenresonanz entstehen. Grundsätzlich wird zwischen offenem und geschlossenem Näseln unterschieden. Das offene Näseln wird daran erkennbar, dass zu viel Luft bei der Bildung von Lauten entweicht, während beim geschlossenen Näseln keine Luft über den Nasenraum entweicht, was insbesondere bei den Nasallauten (/m/, /n/ und /ng/) deutlich wird. Die Verständlichkeit der gesprochenen Sprache kann durch eine Rhinophonie bis zur Undeutlichkeit eingeschränkt sein.
Schluckstörungen/ orofazialen Dysfunktionen/ Zungenfunktionsstörungen
Bei einer funktionellen orofazialen Störung handelt es sich um eine Störung der Muskulatur im Mund-Gesichtsbereich. Betroffen sind die Bewegungs- und Koordinationsabläufe sowie das muskuläre Gleichgewicht aller am Schlucken beteiligten Strukturen (Wangen-, Lippen- und Zungenmuskulatur).
Sprachentwicklungsstörungen
Sprachentwicklungsstörungen (SES) betreffen die Kommunikation, das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Laut-, Wort- und Satzbildung. Bei einer SES sind oft mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen. Ein zu geringer Wortschatz kann zur Erschwerung der Störung beitragen, weil der Erwerb grammatischer Regeln wie z.B. die Verbkonjugation (ich singe, du singst, er singt …) voraussetzt, dass dem Kind genügend Wörter zum Trainieren der Regeln zur Verfügung stehen.
Sprachentwicklungsstörungen bei Mehrsprachigkeit
Kinder im bilingualen Erstspracherwerb lernen von Geburt an zwei Sprachen, quasi eine Mutter- und eine Vatersprache, wobei eine Sprache meist der Umgebungssprache entspricht. In beiden Sprachen durchläuft das Kind die gleichen sprachlichen Stufen, wobei sich beide Sprachen jedoch nicht im Gleichgewicht entwickeln müssen. Auch das Mischen der Sprachen ist nicht untypisch. Die Kinder im frühen Zweitspracherwerb wachsen meist bis zum Eintritt in die Kita überwiegend in ihrer Familiensprache auf, die nicht die Umgebungssprache ist. Dabei ist es nicht unüblich, dass diese Kinder die „neue“ Sprache vorerst nicht aktiv nutzen. Diese sogenannte „Schweigephase“ kann bis zu 6 Monate andauern.
Woran erkennt man nun mehrsprachig aufwachsende Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung (SES)?
Es gibt verschiedene Indikatoren, die eine verzögerte Sprachentwicklung vermuten lassen.
- Die Art der grammatischen Fehler kann ein Indiz sein.
- Es zeigen sich sprachliche Auffälligkeiten in allen Sprachen, die das Kind erlernt.
- Auffällig ist, wenn das Kind nach 12 Monaten noch keinen Hauptsatz, wie „Paul isst eine Banane.“ produziert. (gilt für „frühen Zweitspracherwerb“)
Ein verspäteter Sprachbeginn in der Erstsprache (erste Wörter mit 18 Monaten oder später) kann ein Indiz auf eine SES sein.
Stottern/ Poltern
Stottern beginnt meist im Alter zwischen 2 und 5 Jahren. Kinder, die stottern, verlieren für Momente die Kontrolle über ihr Sprechen.
Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen (Ka-ka-ka-katze), Verlängerung von Lauten (Mmmmmmaus) und Blockierungen, bei denen die Sprechbewegung völlig „steckenbleibt“ (——–apfel). Diese Symptome werden Kernsymptome genannt. Zu den “Kernsymptomen” entwickeln manche Kinder Begleitsymptome, welche auffälliger sein können als das ursprüngliche Stottern.
Poltern zeigt sich in schnellem und / oder unregelmäßig (irregulär) schwankendem Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen auf.